belohnen und bestrafen

belohnen und bestrafen

In der Welt der Erziehung stehen Strafe und Belohnung oft im Mittelpunkt. Doch diese traditionellen Ansätze, die aus eigentlich vergangenen Zeiten stammen, gehören meiner Meinung nach, weil sie auf einem veralteten Menschenbild basieren, längst ins Museum. Früher ging man davon aus, dass Kinder von Natur aus asozial geboren werden und korrigiert, kritisiert und belehrt werden müssen, um richtiges Verhalten zu erlernen.

Heute wissen wir, dass Kinder von Anfang an soziale Wesen sind, die nach Beziehung und Kooperation streben. In dieser modernen Perspektive wird deutlich, dass Strafe ein überholtes Mittel ist, um Kinder zu erziehen. Stattdessen hat sich der Fokus auf Belohnung verlagert. Doch dies gehört auf die gleiche Seite derselben Medaille.

Positive Bestärkung mag wie ein fortschrittlicher Ansatz erscheinen, aber letztendlich ist sie nur eine Variante der Kontrolle. Denn auch hier geht es darum, das Verhalten der Kinder in eine bestimmte Richtung zu lenken, die von den Erwachsenen als «richtig» empfunden wird.

Der dänische Familientherapeut Jesper Juul drückte es für mich stimmig aus: «Das Verhalten der Kinder ist ihr persönlicher Ausdruck dafür, wie es ihnen mit sich selbst geht, wie sie mit ihrer Familie, dem Kindergarten oder der Schule zurechtkommen. Und allein deshalb ist es absurd, manches Verhalten zu kritisieren und anderes zu loben oder zu belohnen.»

Wenn wir Strafe und Belohnung als Erziehungsmittel einsetzen, nehmen wir den Kindern ihre Ausdrucksmöglichkeiten. Wir hören nicht zu, wir sehen und verstehen sie nicht. Stattdessen müssen wir genau hinschauen und verstehen, was hinter ihrem Verhalten steckt.

Viele Erwachsene stimmen dem zu, erkennen aber ihre Unsicherheit, wie sie ohne den Missbrauch ihrer Macht mit Kindern leben können. Es gibt keine einfache Antwort darauf. Es erfordert Vertrauen in die Beziehung und die Fähigkeit, an der Qualität dieser Beziehung zu arbeiten.

Beziehung bedeutet, dass wir miteinander in Verbindung stehen. Wenn wir Strafe und Belohnung einsetzen, zerstören wir diese Verbindung. Wir müssen lernen, hinzuschauen, was in uns und zwischen der Beziehung von mir und dem Kind passiert.

Es ist ein langer Weg, aber es lohnt sich. Indem wir uns selbst ernst nehmen und unseren Kindern auf Augenhöhe begegnen, können wir eine gesunde Beziehung aufbauen, die von Respekt und Vertrauen geprägt ist.

Es geht nicht darum, das Verhalten der Kinder zu kontrollieren, sondern darum, sie zu unterstützen und zu verstehen. Wir müssen lernen, uns selbst und unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen und von dort aus eine echte Verbindung zu unseren Kindern aufzubauen.

In der Praxis bedeutet das, dass wir nicht nur auf das Verhalten der Kinder schauen, sondern auch auf uns selbst. Wir müssen lernen, über unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen und die Qualität unserer Beziehung zu reflektieren.

Es ist ein langer Weg, aber es ist ein Weg, den es wert ist zu gehen. Indem wir lernen, uns selbst und unsere Kinder ernst zu nehmen, können wir eine echte Verbindung aufbauen, die von Respekt, Vertrauen und Liebe geprägt ist.