03 Okt Blick auf den Ball
Wenn dein Kind Zuhause laut schreit, wütend ist, tobt. Kennst du dann diesen auftauchenden Gedanken, was denken die Nachbarn? Ich kenne ihn. In mir drin steckt dieser Satz tief: «Sei angepasst, falle nicht auf, die anderen denken sonst…».
Wenn ich mit diesem alten Satz im Kopf das Fenster schliesse, meinem Kind sage: «sei ruhig» und im schlimmsten Fall noch anfüge: «wenn du so laut schreist, dann denken die Nachbarn sicher… «, fühlt sich das für mich falsch an.
Meinem Kind sende ich das Signal, dass es mit seinen Gefühlen gerade nicht richtig ist. Das es mir wichtiger ist, was die anderen denken könnten, als mich für mein Kind zu interessieren und dafür was es gerade braucht und es bewegt.
Richtig fühlt sich für mich an, mein Kind mit all seinen angestauten Gefühle zu sehen, es versuche zu verstehen. Wenn es mir gelingt bei mir zu bleiben, im Kontakt mit meinem Kind. Ich überlegen kann was gerade mit meinem Kind los ist und ich das versuche anzusprechen. Oder einfach da bin.
Mir wird immer klarer wieviel Energie mit vergleichen und bewerten verschwendet wird. Was würde passieren, wenn wir uns einander einfach zeigen wie wir sind? Wenn wir echt sichtbar werden?
Zu überlegen, ob das Gesagte auch wirklich so gemeint oder einfach aus Anstand so gesagt wurde, ist anstrengend. Ich finde es ist Zeit, dass wir aufhören mit diesem für die anderen denken und dem hineininterpretieren.
Wieviel Energie wird frei, wenn wir uns nicht überlegen was die anderen denken? Sondern den Blick darauf richten was wir fühlen und benennen was wir wollen?
Wenn wir ehrlich sind zu unseren Gefühlen. Zu unseren Grenzen. Unsere Umgebung an unserem Innenleben teilhaben lassen. Sich die Gefühle innen mit unseren Gesten und Worten im aussen decken. Wenn ein Ja, Ja bedeutet und ein Nein, Nein.
Wir wissen doch nicht, ob das was wir denken, was unser Gegenüber denkt, auch wirklich das ist, was sie oder er denkt. Ich finde, es darf viel leichter werden.
Ich bin der Ball. Du bist der Ball. Deine Beziehungen zu deinen Kindern und deinen liebsten Menschen um dich herum, das ist der Ball. Die Zuschauer, die bewertenden Zuschauer, diese leben nicht dein Leben. Sie machen nicht die Qualität deines Seins aus.
Ich habe die Verantwortung für mich und meine Entscheidungen. Ich habe die Verantwortung über die Qualität der Beziehung zu meinen Kindern und meinem Partner.
Jesper Juul sagte: «Richte den Blick auf den Ball und nicht auf die Zuschauer». Mir gefällt dieses Bild.