Sind wir reif dafür?

Reifungsprozess

Sind wir reif dafür?

Heute hat mich ein Bild sehr berührt. Tief berührt. Es war ein Bild von einem Waldrand. Eine Pflanze mit kleinen Blättern war darauf zu sehen. Der eine Teil der Blätter war noch grün und ein Streifen in der Mitte, war schon gelb-orange gefärbt.
Was mich betroffen gemacht hat ist, dass die Natur es uns vor Augen hält. Was reif ist, verfärbt sich, ist bereit für Veränderung, ist bereit für den nächsten Schritt.
In der Schule müssen die Kinder zum gleichen Zeitpunkt für das Gleiche bereit sein. Lesen, schreiben, schönschreiben, rechnen, teilen, zerlegen. Die Lernkontrollen zeigen dann, wer es verstanden hat. Wer es nicht verstanden hat, fühlt sich schlecht. Unfähig statt unreif. Würden die Lernkontrollen den Reifegrad aufzeigen, wär das eine Chance um auf das Kind einzugehen, ihm Zeit zu lassen. Vielleicht sogar dieses Thema etwas ruhen zu lassen und sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Auf die Blätter, welche sich am verfärben sind. Aber in der Realität, in der Volksschule, gibt es Noten oder Ampelfarben. Eine Bewertung. Ein vermitteltes Gefühl für gut und schlecht. Doch jedes Kind reift in seinem eigenem Tempo. Ist genau richtig wie es ist.
Durch Bewertung von Aussen kommt dieses Gefühl richtig zu sein, meines Erachtens immer wieder ins wanken. Ich wünsche allen Kindern, dass sie sich in ihrem Tempo entwickeln dürfen. Das sie sich von den Lernbegleitenden, ihren Bezugspersonen, gesehen fühlen, losgelöst von Leistung. Ich wünsche den Eltern die Erkenntnis, das ihr Kind mehr ist als Noten. Viel mehr. Ich wünsche der Gesellschaft die Erkenntnis, das wenn wir die Kinder in ihrem Tempo reifen lassen würden, wenn es uns gelingen würde ein Lernort zu schaffen, in welchem Kinder ihrem Tempo entsprechend lernen könnten, intrinsisch gesteuert, wir der Wirtschaft selbstverantwortliche Erwachsene mit einem stabilen Selbstwertgefühl zur Verfügung stellen könnten. Arbeitende mit einem stabilen Selbstwertgefühl, mit welchem leisten leicht fällt, Menschen welchen arbeiten Freude macht, weil Arbeit nicht mit Druck verbunden ist, sondern mit Interesse.