Vom Gehorsam zur Verantwortung

Vom Gehorsam zur Verantwortung

Vom Gehorsam zur Verantwortung

Es stehen nochmals zwei Wochen Unterricht von Zuhause aus an. Vielleicht gehörst du zu denen Eltern, welche in dieser Zeit die Verantwortung dafür tragen, dass die Schulaufgaben erledigt sind. Eigentlich finde ich gehört die Verantwortung dafür zu deinem Kind. Es sind seine Schulaufgaben.

Wenn es uns Eltern gelingt, dem Kind das Vertrauen entgegenzubringen, dass es sein Bestes gibt, dann können wir ihm auch diese Verantwortung dafür zutrauen, dass es die Aufgaben macht.

Was nicht heisst, dass wir den Kindern nicht als Unterstützung oder mit Strukturhilfen zur Verfügung stehen sollen. Du hast in den letzten Wochen Erfahrungen mit dem Homeschooling gesammelt. Du kennst dein Kind, weisst wie es gut lernen kann oder an welchen Punkten ihr aneinandergeraten seid. Bevor es wieder los geht, überlege dir was du brauchst, dass es dir gut geht. Sprich mit deinem Kind darüber.

Ich habe meine Tochter heute gefragt, ob sie ab morgen entscheiden möchte, wann sie die vier Einheiten für die Schule erledigt oder ob ich die Zeitfenster vorgeben soll. Sie entschied sich dafür, dass sie das selbst einteilen will.

Wir haben bereits beides versucht. Zuerst entschied sie sich für das Selbereinteilen. Dies funktionierte ein paar Tage, dann blieben die Aufgaben liegen. Ich sprach sie darauf an und erinnerte sie an unsere Abmachung. Diese lautete, wenn die Verantwortung bei ihr ist, zu entscheiden wann sie Aufgaben macht, sie diese machen muss. Ansonsten, wenn es ihr schwerfällt, sich diese Struktur zu geben, kann sie dies mir übergeben – damit aber auch die Verantwortung darüber. Das heisst, dass sie dann zu den von mir bestimmten Zeitpunkten dransitzen muss.

Als ich sie darauf ansprach, dass sie ihre Aufgaben nicht erledigt hat, fragte sie mich, ob ich ihr wieder Zeitvorgaben zum Arbeiten gebe. Wir vereinbarten, dass wir das bis zu den Osterferien so machen und sie dann wieder entscheiden kann.

Sie hat es nicht immer cool gefunden, wenn sie nochmals «ran» musste aber sie hat es gemacht. Weil sie sich für diese Version entscheiden konnte, denke ich.

Ich liess mir allerdings Spielraum mit der Definition, was eine Lerneinheit ausmacht. Was ich ihr mitteilte. Für mich ist z.B. backen mit selber abwägen und basteln, vor allem selber initiierte und ausgeführte Ideen, lernen. Dies ist für mich sogar das eigentliche Lernen. Nämlich wenn Wissensaneignung von innen heraus motiviert entsteht. Aus eigenem Interesse des Kindes gesteuert. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich finde Ziel ist, dass wir die Kinder unterstützen, selbstbestimmte Erwachsene zu werden. Dazu müssen wir weg von der Gehorsamskultur kommen. Es braucht Vertrauen in die Kinder und Mut es zu versuchen. Die Kinder können Verantwortung übernehmen, wenn wir es ihnen ermöglichen.

Wir haben immer die Option die Verantwortung wieder zu uns zu nehmen, wenn wir merken, dass es das Kind überfordert. Das gilt auch im normalen Alltag mit den Hausaufgaben, mit dem ins Bettgehen, mit dem Aufstehen…

Wichtig ist mir dabei, wenn wir uns dafür entscheiden die Verantwortung abzugeben, dann müssen wir es aushalten, wenn das Kind vielleicht einmal mit unerledigten Hausaufgaben oder zu spät, in die Schule geht. Wenn es mehrmals passiert, suche mit deinem Kind das Gespräch und dann kannst du wieder entscheiden, ob du die Verantwortung wieder zu dir nimmst oder du die Verantwortung bei deinem Kind lässt.

Trau dich mutig zu sein im Verantwortung abgeben. Für Menschen unserer Zukunft, welche fähig sein werden für sich und andere einzustehen, Entscheidungen zu treffen und als selbstverantwortliche Menschen zu handeln.

Ich wünsche dir für die kommende Zeit weiterhin viel innere Ruhe und Gelassenheit.